Revision 4.2

Natürlich, es gibt noch viel zu tun. Und doch: Mit Revision 4.2 ist, nach 2 Jahren Arbeit, mein grosses Projekt „ES-16 Eurorack Sequencer“ fertig. Die neue Hardware (jetzt mit 6-lagiger Platine) hat die ersten Tests bestanden, die Software hat bestimmt noch viele Fehler, aber auch alle Funktionen die sie haben soll. Puhh! Jetzt geht es an den Feinschliff, Dokumentation, Videos und natürlich Musik machen!

Kurzschluss

Zwei Geräte habe ich aus China erhalten. Eines, hier im Bild, geht recht gut, das andere hatte einen Kurzschluss, den ich beheben konnte, und einen, den ich nicht finde. Zudem ist die Stromversorgung nicht ideal: Je nach Zustand der Kondensatoren, und auch wie die externe Stromversorgung zeitlich die 12 und 5 Volt beliefert, startet das OLED-Display nicht korrekt. Eine nächste Revision wird somit nötig: mit teurerem Produktionsverfahren (hoffentlich dann ohne Kurzschlüsse) und einer überarbeiteten Stromversorgung.

Aufgeräumt

Hier mein aktuelles Setup:

Links drei schöne analoge Synthesizer: ein A4 von GRP, ein Nachbau eines ARP 2600 aus Spanien und ein MidiMini V30, mit der DNA eines Moogs. Obendrauf das Tape Echo, und natürlich der Eurorack. Rechts davon und nicht im Bild steht noch ein Prophet.

Vorne dann die digitale Abteilung: zwei Geräte von Elektron und ein kleiner, feiner Synthesizer von Yamaha. Er macht polyphon Töne und hat auch die Kontrolle über die anderen Geräte.

Der eigentliche Star des Setups sieht man kaum unten links, ein oranges Kabel names Retrokit RK-002, das eine kleine Schwäche des Yamahas kompensiert: Die Kanalwahl bei dem Gerät ist sehr umständlich. Also lasse ich es alle Signale auf den Midi-Kanal 16 und durch das spezielle Kabel schicken. Das hat einen winzigen, eingebauten Mikroprozessor, der auf das durchgehende Signal hört und es ändern kann. Ich habe den so programmiert, dass er spezielle Tastenkombinationen des Keyboards erkennt und sich dann merkt, auf welchen korrekten Ausgangskanal das Signal zu wechseln ist. Z. B. auf Kanal 1 für den ARP oder Kanal 4 für den MidiMini. So kann man ganz einfach den Kanal wählen, indem man zwei, drei spezielle Tasten auf dem Keyboard gleichzeitig drückt.

Das ganze Setup wartet jetzt darauf, Musik zu machen; und auf ein Gerät, das ich gerade am entwickeln bin, den Eurorack Sequencer ES-16, der all die Musiker dirigieren wird.

Musik

Leider geht meine Zeit in Japan langsam dem Ende entgegen. Zum Schluss noch zwei Episoden, von vielen mehr:

  • Bin in einem kleinen Supermarkt, am Zahlen von Einkäufen für nicht ganz 1000 Yen. Möchte zuerst mit Münzen zahlen, aber die reichen nicht und nehme dann eine 1000 Yen Note hervor. Die Verkäuferin schaut mich etwas fragend (mitleidig?) an, nimmt sich dann flink & mit spitzen Fingern ein paar Münzen aus meinem Portemonnaie heraus. Und gibt lächelnd genau 50 Yen als Rückgeld
  • Im Auto, auf einer Schnellstrasse etwas abseits: Auf einmal spielt das Auto eine Melodie. Nicht etwa das Radio, sondern die Reifen. Nun wurde doch tatsächlich der Strassenbelag so präpariert, dass beim Darüberfahren der Ton immer wieder etwas ändert, und so über vielleicht 15 Sekunden eine schöne Melodie ertönt.

Übrigens, in den letzten Tagen habe ich mich wieder mehr meinen anderen Hobbys gewidmet, z. B. Synthesizern, solche Liedchen „komponiert“ und eingespielt:

Akabane

Ich bin hier in einem kleinen Zimmerchen (14 m²) in einem kleinen Hotel (letztes Bild). Es liegt sehr gut, auf der unteren Karte (erstes Bild) ganz unten links. Das Quartier Akabane ist im aristotelischen Sinne perfekt: nicht zu gross, nicht zu klein; nicht zu elegant, aber auch nicht zu vergammelt. Die folgenden Bilder sind von hier:

Gestern Nacht gab es in der Nähe, in Chiba, ein Erdbeben. Um 4 Uhr morgens hat das Handy mich sehr laut alarmiert. Ich war etwas unsicher, wie ich reagieren soll: Gehe ich aus dem Hotel raus, oder bleibe im Zimmer? Während ich noch am Wachwerden und Nachdenken bin, vielleicht 30 Sekunden später, ruckelt und rüttelt es schon. Dann natürlich die Frage: War das ein Vorbeben? In diesem Fall war es glücklicherweise fertig und vielleicht 5 oder 10 Minuten später, konnte ich mich im Internet und Fernsehen dazu auch genauer informieren.

Besucher

Gestern – wohlweislich nach der Golden Week – hat Japan die letzten coronabedingten Einreisebestimmung abgebaut und sich wider ganz dem Tourismus geöffnet. 2019 waren es rund 32 Mio. Besucher, davon 30% Chinesen, nochmal 50% andere Asiaten (vor allem Koreaner und Taiwaner). Europäer waren davon 6%.

Letzte Woche in Hakata habe ich doch einige asiatische Touristen gesehen, hier im Norden von Tōkyō sehe ich kaum welche. Aber es gibt natürlich Orte, alles was auf einer chinesischen „Bucketliste“ steht, die völlig überfüllt sind, fast schon eine Sonderzone bilden und mit Japan nicht mehr viel zu haben. Allerdings muss ich gestehen, dass ich viele dieser Orte nicht gut kenne, zu meiner Schande war ich etwa nie beim Fushimi Inari Schrein, der bekannt ist für die vielen roten Torii. Und bin auch schon mal an einem bekannten (und wahrscheinlich wunderschönen) Tempel stur vorbeigelaufen. Weil ich nach 20 km in der brütenden Sonne einfach zu müde war, um den Umweg von ein paar hundert Meter auf mich zu nehmen, um „noch einen Tempel“ zu sehen. Oje!

So kann ich auch kaum Ratschläge dazu geben, was man in Japan als Tourist „machen“ sollte. Einige Orte, die in den Reiseführern steht, finde ich eigentlich nicht so speziell, andere – etwa ein wunderschöner Schrein in Mhmnaja – besuchen nur wenige (nicht-japanische) Touristen, was ich nicht ganz verstehe.

Was ich auf jeden Fall in Japan machen würde:

  • In ein grosses, elegantes Warenhaus gehen, und dort z. B. die Kimono- oder Geschirr-Abteilung besuchen – oder zu den „Hausaltären“ gehen, dazu gibt es manchmal tatsächlich eine eigene Abteilung!
  • Ein grosses Lebensmittelgeschäft besuchen, und da z. B. zu den Fischen oder Früchten.
  • In ein grosses Elektronik-Kaufhaus gehen und die Massagesessel ausprobieren. Und sich die neusten japanischen Waschmaschinen oder Klimaanlagen oder Haushaltsspielereien ansehen.
  • Essen und Einkaufen in Namba (einem Stadtteil im Süden von Osaka), nicht klassisch schön, eher eine Naturgewalt. Die Massen von chinesischen Touristen hier sind für sich schon eine Touristenattraktion.
  • Wer gerne Bier trinkt, soll unbedingt nach Japan gehen: Da gibt es Isakayas (japanische Kneipen), Bierfestivals, oder feuchtfröhliche Schiff- und Bootfahrten.
  • Gut Essen in grossen Bahnhöfen oder Kaufhäusern, da hat es oft viele Restaurants, vielleicht 10 oder gar 20, gruppiert auf einem oder zwei Stockwerken, im Untergeschoss oder ganz oben: sehr günstige, laute und gesellige, und auch elegante. Das ist für europäische Besucher vielleicht ungewöhnlich, aber da sollte man hin, da isst man gut. Als ich das erste Mal in Japan war, bin ich etwas verunsichert gewesen, da ich keine Restaurants gefunden habe. Ich habe nach dem klassischen Muster gesucht, wie man es eben aus Europa kennt, und so diese Essen-Tempel – und die Isakayas – nicht erkannt.
  • Unter Kirschblüten picknicken, dafür gibt es viele schöne Orte, und mit etwas Glück findet man auch einen Platz. Man beachte, dass Kirschbäume in Japan Ende März blühen, nicht in „unseren“ Frühlingsferien.
  • Ein Sentō, ein öffentliches Bad, besuchen. Vorher die Anleitung gut lesen.
  • Kanazawa mit seinem schönen Park besuchen: ein klassischer Touristenort, zu Recht. Und Nara: Da kommt meine liebe Frau her, hat viele Touristen, aber auch viele schöne Orte.

Vielleicht ein Wort zu Städten: Einmal wurde ich in Tokio von französischen Touristen gefragt, wo denn die „Altstadt“ sei. Ich kann mir schon denken, was sie gesucht und erhofft haben, aber ob sie das in Tōkyō finden? Ich glaube, man darf sagen, dass japanische Städte und Häuser nicht unbedingt „schön“ sind, und dass das „den Japaner“ auch nicht sehr kümmert: Alles ist quer durcheinander, überall Stromleitungen; Häuser sind „Gebrauchsgegenstände“, die weniger renoviert werden, sondern genutzt und alle paar duzend Jahre durch neue ersetzt. Natürlich gibt es Ausnahmen, viele. Und Innen, da ist es schön, in Häusern, Parks, Tempel und Schreinen, Kaufhäusern, Museen, Ryokans etc. Ich kenne Ryokans, da ist selbst das Toilettenzimmer ein handwerkliches Meisterwerk, bei dem jede Fuge, jedes Detail stimmt. 

Fluss

Gestern und heute bin ich eine schöne Strecke gelaufen, dem Ufer des Arakawa entlang. Da befinden sich in Tōkyō ein breiter Radweg und über duzende Kilometer aneinandergereihte Fussball- und Baseballfelder und auch kleine Golfplätze. Obwohl bis am Ende der beiden Wandertage noch immer im Siedlungsgebiet, sorgt meist ein Damm dafür, dass man kaum etwas von der Grossstadthektik mitbekommt.

An beiden Tagen bin ich früh und gut gestartet – und mit Flausen im Kopf, abwechseln „heute laufe ich zwei Tagesetappen“ und „dieses Mal stelle ich einen Geschwindigkeitsrekord auf“. Spätestens bei Kilometer 15 waren die Flausen passé, ab Kilometer 20 und bis zum Ziel (bei Kilometer 26 und 27) übernahmen dann General „Schmerz“ und „Demut“ das Kommando.

Bei den letzen, grossen Wanderungen war das ähnlich: erst nach etwa einem Monat „Einlaufen“ war ich im „Fluss“, dann waren 25 Kilometer einfach und erst 30, 35 Kilometer anstrengend. Der Spitzenwert war 50 Kilometer.

Ortswechsel

Bin jetzt in Tōkyō, in Akabane, ganz im Norden, fast in Saitama. Ich hoffe, das ist ein guter Ausgangspunkt um den Fluss Arakawa hoch und runter zu erlaufen (2020 habe ich das mit dem Fluss Tamagawa gemacht) – und die japanische Küche zu geniessen!

Hier noch die letzten Bilder aus dem schönen Kyūshū:

Zimmerchen

Ein typisches, feines Hotelzimmer in Japan:

Augen auf

Der Weg gestern war sehr schön: erst durch Reisfelder, dann auf einem einsamen Radweg dem Fluss entlang. Auch heute Nachmittag war gut.

Aber die ersten drei Stunden am Morgen war zum Davonlaufen. Eigentlich habe ich mich auf dieses Gebiet gefreut: Es hat viele kleine Reisfelder und Häuser dazwischen, spannend! Und wohl auch schöne Wege, aber – wie man auf dem ersten Bild unten vielleicht erkennt – nicht zusammenhängend. Also Plan B, der Hauptstrasse entlang, hat manchmal auch seinen Reiz. Dieses Mal aber stark befahren und oft eng. So zu laufen ist anstrengend; bei jedem schweren Lastwagen und seiner Druckwelle sendet der Körper Warnsignale. Da gibt’s nur eines: Augen auf und durch!