Ich laufe nun seit 35 Kilometer wieder auf dem Tōkaidō, einem Weg, der früher die alte und die neue Hauptstadt Japans miteinander verbunden hat. Einige Streckenteile sind heute grosse Strassen, andere führen durch unscheinbare Wohnquartiere, oder sind nach Erdbeben und Erdrutschen nicht mehr passierbare und wurden durch eine neue Streckenführung abgelöst – oder wurden liebevoll in den alten Zustand versetzt.
Diese Teile sind sehr interessant, da am Wegesrand viele Schilde alles genau erklären, etwa dass die früher hier eingesetzten Träger drei Eigenschaften haben sollten: Stark sein, gute packen können, und eine gute Singstimme haben.
Selten sieht man auf diesen Wegen einzelne Wanderer, eher noch Wandergruppen. Gestern habe ich eine Schlange gesehen, gelb gepunktet sah sie supergiftig aus, wobei die nachfolgende Internetrecherche dann gezeigt hat – und auch etwas enttäuscht –, dass sie harmlos ist.
Diese gepflasterten Wege sind schwierig zu laufen und – gerade gestern, im Nieselregen und Herbstnebel – glitschig: ich bin bestimmt fünf Mal ausgerutscht und hingefallen, und am Abend schmerzen die Knie mehr als üblich.
Am Anfang und Ende durfte ich dann wieder auf meinen Lieblingswegen laufen, durch Dörfer und Städte, an Werkstätten vorbei und Gärten und Schulen (drittletztes Bild). Auch einen bekannten Touristenort habe ich passiert, mit heissen Quellen in einem wunderschönen Tal. Heutzutage mit Schnickschnack-Shops, viel Verkehr und fröhlichen Touristen aus aller Welt. Interessanterweise gefielen mir die anderen Orte auf dem Weg noch besser als dieser. Oder wie Inoue Yasufumi (auch ihm ist ein Schild am Wegesrand gewidmet) hier gedichtet hat: «Pflaumenbäume blühen an neuen Zweigen.»