Vielen Dank

Die Reise nähert sich dem Ende: gestern bin ich mit 26km die letzte längere Strecke gelaufen. Diesen Herbst waren es somit etwa 230km, dieses Jahr 530km und insgesamt 3100km.

Japan, vielen Dank!

PS: ich laufe natürlich auch weiter, jeden Tag und quer durch Tokio. Es gibt hier so viel zu entdecken! Heute etwa ein kleines verstecktes Ramenrestaurant, names Don Carlos – lecker! und mit einem sehr freundlichen, Spanisch sprechenden Besitzer.

Nachtrag: Bin doch noch ein bisschen gelaufen, die erste Strecke der nächsten Wanderung.

Lecker

Ich versuche jeden Tag in einem anderen Restaurant etwas Neues zu essen; selten elegant, meist einfach und beim Bahnhof. Die Auswahl ist gewaltig, ich habe mal alle Restaurants und Cafes auf den 250 Meter von meinem Hotel bis zum Eingang des Bahnhofs fotografiert:

PS: Das Restaurant auf dem letzten Bild, liegt nicht auf dem Weg zum Bahnhof, es soll für die hundert anderen stehen, die es hier in der Umgebung gibt.

Pause

Die letzen beiden Tage bin ich nicht gelaufen: Es hat geregnet, und ich habe das Hotel gewechselt, und es gab einen Synthesizer-Event in Ebisu, einem der vielen lebhaften Quartieren Tokios, tief im Keller eines unscheinbaren Gebäudes:

PS: Das Gute am Regen in Japan ist: Er hört wieder auf.

Schilder Elysium

Gestern und heute bin ich 50 Kilometer einen sehr schönen Weg gelaufen: einem kleinen Fluss entlang, für Fussgänger und Radfahrer hergerichtet, am westlichen Rand des Grossraumes Tokio. Alles urban, links und rechts überall Häuser. Und Schilder, viele Schilder. Wer Schilder gerne hat – und ich zähle mich auch dazu – ist hier selig.

Ich habe mir erlaubt, eine Stelle akkurat zu dokumentieren: die direkte Umgebung eines kleinen Sitzplatzes an ebendiesem Weg:

1: Der Sitzplatz

2: Hochoffizielle Beschreibung des Wasserweges, mit wichtigen Hinweisen zur Instandhaltung und Sicherheit.

3: Vorsicht! Starker Regen kann schnell zu einem gefährlichen Hochwasser führen.

4: Wirf keinen Müll in den Fluss, der Fluss weint sonst.

5: Keinen Müll in den Fluss werfen, bitte.

6: Siehe 5, mit dem Zusatz, illegale Müllentsorgung zu überwachen.

7: Müll wegwerfen verboten.

8: Mein Lieblingsschild: Eine Liste welche Tiere an ganz sauberen (oben) bis ganz schmutzigen (unten) Orten leben, mit der Anmerkung, dass jeder einen sauberen Fluss möchte.

9: Ein herzige Aufforderung an Eltern ihre Kinder zu beaufsichtigen, mit einer ähnlichen Warnung wie 3.

10: Gefahr! Fussgänger haben Vorrang.

11: Hundebesitzer sollen die Hundehäufchen entfernen und darauf achten, dass andere nicht verletzt werden.

Die Schilder funktionieren, ganz offensichtlich, ich habe auf den ganzen 50km keinen Unfall oder Häufchen und kaum Müll gesehen.

PS: Man entschuldige bitte meine Übersetzungsversuche, sie kommen der Tiefe der Originale nicht mal nahe.

Bummelzug

Gestern habe ich es noch einmal versucht, etwas über 20 Kilometer, aber es war doch sehr schmerzhaft: der linke Fuss, wohl irgendeine Sehne: ich muss leider eine Pause einlegen.

Also bin ich heute mit einem Bummelzug ganz in den Süden der Halbinsel Izu bis nach Shimoda gefahren. An dem Hafen haben vor 170 Jahren die Schwarzen Schiffe von Perry angelegt. Nicht das erste Mal in Japan – das war zuvor bei Tokio -, aber Shimoda war einer der beiden Häfen, die dort vertraglich für Amerikaner geöffnet wurden. Wohl auch, weil es zwar auf der Karte ganz nahe, aber auf dem Landweg weit abseits liegt.

PS: Die Deckel der Abwasserschächte sind in Japan sehr interessant: Manche sind gar farbig und oft erzählen sie etwas über die Stadt, so wie in Shimoda über die Dampfschiffe von Perry.

Umwege

Die letzten Tage bin ich immer der Küste entlang gelaufen. Gerade wenn diese steil ist, und die Strassen nicht für Fussgänger gedacht sind, suche ich mir den Weg etwas abseits. Heute war dieser (der frühere Tōkaidō!) an einer Stelle wegen eines Erdrutsches gesperrt. Und so musste ich den Umweg vom Umweg nehmen: ein Pfad, der nicht zuletzt deswegen die Nerven etwas gekitzelt hat, weil da wiederholt vor Bären gewarnt wurde.

PS: 2023 gab es in Japan bereits 109 Verletzte von Bären – 20% davon hatten eine „Bärenglocke“ dabei – und leider auch 2 Tote.

Am Meer

Ich laufe gerade an der Küste und sehe viel Neubauten zum Schutz gegen Tsunamis, wohl gleich nach dem Grossen von 2011 gebaut: Schutzmauern mit hydraulischen Toren, Wellenbrecher, Deiche, Türme zum Evakuieren, viele Schilder.

Gleich hinter den Deichen finden sich dann oft kleine Pärke, immer schön sauber gehalten, auf dem letzten Bild von 9 Personen, oder?

PS: Auf dem ersten Bild sieht man eine sehr schöne Fussgängerbrücke aus Holz – die längste solche der Welt, um so mehr für Leute mit Höhenangst: sie hat kaum ein Geländer.

Schön!

Den wunderschönen Fuji-san sieht man hier fast von überall; vom Hotelzimmer aus immerhin ein Teil davon. PS: Der etwas kleinere Krater etwa auf halber Höhe ist erst 316 Jahre alt.

Zugabe

Ich darf dieses Jahr noch einmal drei Wochen in Japan verbringend. Und so bin ich gleich am ersten Tag da weiter gelaufen, wo die Wanderung vor sieben Jahren geendet hat.

Teilweise laufe ich auf dem Tōkaidō, der früher wichtigsten Strasse Japans: An einigen Stellen ist es heute die normale Strasse, oft aber eine, die schon lange durch eine schnellere abgelöst wurde und manchmal ist auch schon diese Zweite nicht mehr intensiv im Gebrauch und eine Dritte wird genutzt. Heute war ein kurzes Teilstück als Erinnerung an die alten Zeiten mit Pflastersteinen ausgebaut. Sehr schön, aber anstrengend zu laufen und zum Glück nur vielleicht ein Kilometer lang.

Am Tōkaidō finden man an jeder Ecke und auch dazwischen ein Schrein, Tempel, Gedenkstein, Geisterhaus – oder mehrere davon. Es ist beeindruckend, wie diese Strasse, die einige hunderte Jahren die Schlagader Japans war, geradezu vor Geschichten dampft.

Dazu kamen heute noch vielen Teefelder links und rechts der Route, für die dieses Gebiet hier berühmt ist. PS: Die vielen Propeller, die man auf dem Bild sieht, blasen in den kalten Nächten die warme Luft von oben auf die Pflanzen und verhindern Frost.

Musik

Leider geht meine Zeit in Japan langsam dem Ende entgegen. Zum Schluss noch zwei Episoden, von vielen mehr:

  • Bin in einem kleinen Supermarkt, am Zahlen von Einkäufen für nicht ganz 1000 Yen. Möchte zuerst mit Münzen zahlen, aber die reichen nicht und nehme dann eine 1000 Yen Note hervor. Die Verkäuferin schaut mich etwas fragend (mitleidig?) an, nimmt sich dann flink & mit spitzen Fingern ein paar Münzen aus meinem Portemonnaie heraus. Und gibt lächelnd genau 50 Yen als Rückgeld
  • Im Auto, auf einer Schnellstrasse etwas abseits: Auf einmal spielt das Auto eine Melodie. Nicht etwa das Radio, sondern die Reifen. Nun wurde doch tatsächlich der Strassenbelag so präpariert, dass beim Darüberfahren der Ton immer wieder etwas ändert, und so über vielleicht 15 Sekunden eine schöne Melodie ertönt.

Übrigens, in den letzten Tagen habe ich mich wieder mehr meinen anderen Hobbys gewidmet, z. B. Synthesizern, solche Liedchen „komponiert“ und eingespielt: