Durch Japan wandern

„Durch Japan wandern“ ist mein Hobby! 3 Monate am Stück, oder 3 Tage. Dieses Jahr sind 3 Wochen geplant. Eine genaue Route habe ich nicht: gestartet bin ich am Nordzipfel der südlichsten Hauptinsel von Japan, Kyūshū.

Wobei: „Wandern“ stimmt irgendwie nicht, „quer durch Japan gehen“ wäre wohl passender, jeden Tag 20 bis 30 Kilometer, nicht nur an schönen Orten, eher zufällig. Gestern etwa erst aus einer Stadt hinaus, dann der Küste entlang, einen Fussgängertunnel unter dem Meer durch, an einem Industriequartier vorbei, am Ende in eine grosse Stadt hinein zum Hotel. Habe auf dem Weg einen Fischmarkt gesehen und Fischer, einen grossen Flohmarkt, dort auch gegessen, und vieles mehr. Heute bin ich 7 Stunden durch Siedlungspudding gelaufen: an Büros, Behörden, Wohnungen, Häuschen, Läden, Werkstätten, Schulen vorbei, auch an Tempel und Schreinen und tausend anderen spannenden Gebäuden. Am Ende dann einem Flüsschen entlang.

Wege an Flussufern, oft sind sie auf Dämmen oder als Spazierweg gestaltet, gefallen mir am besten: Sie sind flach und asphaltiert. Auch gut sind Wegen durch Reisfeldern (auch flach, manchmal aber Schotterstrassen). Am unangenehmsten sind enge Pass- und Küstenstrassen ohne Fußgängerweg – und Tunnels. Wanderwege sind ok, meistens aber anstrengend und auf die Dauer auch etwas eintönig.

Japan ist für mich der ideale Ort für diese Art Wanderung: Es ist sicher, und doch spannend, eine gar nicht so selbstverständliche Kombination: Vieles ist für mich hier neu, jedes Schild ein Fest der Semiotik, jedes Haus voller Geheimnisse, jede Malzeit ein kleines Abenteuer. Ich kann mich nicht sattsehen und -denken an all dem für mich Unbekannten: Allein der naive Versuch, die japanischen Schriftzeichen zu lesen, die mir auf dem Weg begegnen!

Ich habe immer eine Fotokamera dabei, ich laufe dann anders: zwar mache ich nur wenige Bilder am Tag, vielleicht zehn, von denen dann zwei, drei übrig bleiben – und doch bin ich mit einer Kamera aufmerksam auf der Suche nach einem Motiv und nehme mehr wahr. Gut merke ich den Unterschied, wenn die Batterie der Kamera (und mir) leer ist, dann steht das Laufen im Mittelpunkt.