Besucher

Gestern – wohlweislich nach der Golden Week – hat Japan die letzten coronabedingten Einreisebestimmung abgebaut und sich wider ganz dem Tourismus geöffnet. 2019 waren es rund 32 Mio. Besucher, davon 30% Chinesen, nochmal 50% andere Asiaten (vor allem Koreaner und Taiwaner). Europäer waren davon 6%.

Letzte Woche in Hakata habe ich doch einige asiatische Touristen gesehen, hier im Norden von Tōkyō sehe ich kaum welche. Aber es gibt natürlich Orte, alles was auf einer chinesischen „Bucketliste“ steht, die völlig überfüllt sind, fast schon eine Sonderzone bilden und mit Japan nicht mehr viel zu haben. Allerdings muss ich gestehen, dass ich viele dieser Orte nicht gut kenne, zu meiner Schande war ich etwa nie beim Fushimi Inari Schrein, der bekannt ist für die vielen roten Torii. Und bin auch schon mal an einem bekannten (und wahrscheinlich wunderschönen) Tempel stur vorbeigelaufen. Weil ich nach 20 km in der brütenden Sonne einfach zu müde war, um den Umweg von ein paar hundert Meter auf mich zu nehmen, um „noch einen Tempel“ zu sehen. Oje!

So kann ich auch kaum Ratschläge dazu geben, was man in Japan als Tourist „machen“ sollte. Einige Orte, die in den Reiseführern steht, finde ich eigentlich nicht so speziell, andere – etwa ein wunderschöner Schrein in Mhmnaja – besuchen nur wenige (nicht-japanische) Touristen, was ich nicht ganz verstehe.

Was ich auf jeden Fall in Japan machen würde:

  • In ein grosses, elegantes Warenhaus gehen, und dort z. B. die Kimono- oder Geschirr-Abteilung besuchen – oder zu den „Hausaltären“ gehen, dazu gibt es manchmal tatsächlich eine eigene Abteilung!
  • Ein grosses Lebensmittelgeschäft besuchen, und da z. B. zu den Fischen oder Früchten.
  • In ein grosses Elektronik-Kaufhaus gehen und die Massagesessel ausprobieren. Und sich die neusten japanischen Waschmaschinen oder Klimaanlagen oder Haushaltsspielereien ansehen.
  • Essen und Einkaufen in Namba (einem Stadtteil im Süden von Osaka), nicht klassisch schön, eher eine Naturgewalt. Die Massen von chinesischen Touristen hier sind für sich schon eine Touristenattraktion.
  • Wer gerne Bier trinkt, soll unbedingt nach Japan gehen: Da gibt es Isakayas (japanische Kneipen), Bierfestivals, oder feuchtfröhliche Schiff- und Bootfahrten.
  • Gut Essen in grossen Bahnhöfen oder Kaufhäusern, da hat es oft viele Restaurants, vielleicht 10 oder gar 20, gruppiert auf einem oder zwei Stockwerken, im Untergeschoss oder ganz oben: sehr günstige, laute und gesellige, und auch elegante. Das ist für europäische Besucher vielleicht ungewöhnlich, aber da sollte man hin, da isst man gut. Als ich das erste Mal in Japan war, bin ich etwas verunsichert gewesen, da ich keine Restaurants gefunden habe. Ich habe nach dem klassischen Muster gesucht, wie man es eben aus Europa kennt, und so diese Essen-Tempel – und die Isakayas – nicht erkannt.
  • Unter Kirschblüten picknicken, dafür gibt es viele schöne Orte, und mit etwas Glück findet man auch einen Platz. Man beachte, dass Kirschbäume in Japan Ende März blühen, nicht in „unseren“ Frühlingsferien.
  • Ein Sentō, ein öffentliches Bad, besuchen. Vorher die Anleitung gut lesen.
  • Kanazawa mit seinem schönen Park besuchen: ein klassischer Touristenort, zu Recht. Und Nara: Da kommt meine liebe Frau her, hat viele Touristen, aber auch viele schöne Orte.

Vielleicht ein Wort zu Städten: Einmal wurde ich in Tokio von französischen Touristen gefragt, wo denn die „Altstadt“ sei. Ich kann mir schon denken, was sie gesucht und erhofft haben, aber ob sie das in Tōkyō finden? Ich glaube, man darf sagen, dass japanische Städte und Häuser nicht unbedingt „schön“ sind, und dass das „den Japaner“ auch nicht sehr kümmert: Alles ist quer durcheinander, überall Stromleitungen; Häuser sind „Gebrauchsgegenstände“, die weniger renoviert werden, sondern genutzt und alle paar duzend Jahre durch neue ersetzt. Natürlich gibt es Ausnahmen, viele. Und Innen, da ist es schön, in Häusern, Parks, Tempel und Schreinen, Kaufhäusern, Museen, Ryokans etc. Ich kenne Ryokans, da ist selbst das Toilettenzimmer ein handwerkliches Meisterwerk, bei dem jede Fuge, jedes Detail stimmt.