Ode

Ich bin erst vier Wochen gelaufen, und, wie letztes Mal, ist mein Ego auf die Grösse einer (sehr kleinen) Erbse geschrumpft. Ich meine das positiv! Wenn man so läuft und jeden Tag hundert, tausend Dinge sieht – natürlich die Natur, mit ihrer kühlen, rohen Schönheit – und den eigene Körper fühlt, wie er sich müht und schmerzt – und dann Häuser, Geschäfte, Fabriken, Autos: jedes für sich ein Wunder, zusammengesetzt aus tausenden Teilchen – und kleine Wege und gewaltige Strassen, Brücken, Tunnels, Schilder, ein Gewirr von Ampeln und Strommasten. Neue und alte Bahnhöfe mit ihrer Geschichte, Schulen, Krankenhäuser. Verlassene Häuser, voller Schutt und Vergessenheit – Fischer, Lastwagenfahrer, Krankenpfleger mit ihren kleinen Autos, jeden Morgen und Abend unterwegs, Busse und winzige Haltestellen, an jedem noch so kleinen Flecken, mit einem minutiösem Fahrplan, einem Stuhl zum Sitzen und manchmal einer Hütte – und die Reisfelder, tausende Gärten, gepflegt, mit Gemüse, Blumentöpfe vor jedem Haus – die Häuser! Jedes einzelne, mit Krimskrams gefüllt, draussen Kleider zum Trocken aufgehängt, laute Kinder, die von der Schule kommen, Eltern die sie begrüssen, Grosseltern die auf dem Feld arbeiten. Teenager, die scheu auf ihr Handy starren, oder zusammen lachen. Mädchen und Jungen im Kindergarten, wie sie barfuss in Pfützen springen und kreischen – Und Innen: Kneipen, der Chef betrunken, nach Essen und Trinken rufend, der Gestank und Rauch, das so gute Essen, die Hotels mit duzenden Zettel im Lift, mit herzlichen Comics, alles erklärend – überhaupt: ein Dach über dem Kopf, ein Bett, ein heisses Bad, auch Internet.

Wenn man das Tag für Tag, stundenlang sieht, bekommt man einen so gewaltigen Respekt, mir geht es zumindest so, vor den Menschen. Vor jedem einzelnen, und noch viel mehr vor der Gemeinschaft. Bestimmt übersehe ich vieles – hoffentlich nicht das Schöne, das Gute?

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Viel Verkehr, und ein Trottoir