Erste Software

Habe die Hardware etwas erforscht: im Inneren des simblee ist ein nRF51822 von Nordic, in der dritten Revision, beim RFduino war es die erste. Der nRF51822 ist sehr preisgünstig (3, 4 Franken), dazu kommt noch die Antenne. Der simblee kostet viel mehr, 20 Franken, hat aber schon alles dabei, und ein Bootloader, ein kleines Stück Software auf dem Chip, das beim Programmieren hilft. Auch dadurch ist er sehr gut in Arduino integriert, einem Werkzeug, um Mikrocontroller zu programmieren, das viel von der Komplexität verpackt und versteckt.

Die Programmierung erfolgt in C, wobei eigentlich ist es C++ (dessen Eigenheiten aber kaum genutzt werden), oder besser einem Ardunio-Derivat davon: So sind die Einstiegspunkt die Funktion setup und loop, anstelle des klassischen main, auch hilft Arduino mit praktischen Konstanten und Funktionen. Der Prozess, wie der Code zu etwas maschinenenlesbarem umgewandelt und dann auf den Chip übertragen wird, ist bei Arduino zwar untransparent aber auch einfach.

Ich möchte mich irgendwann davon emanzipieren, also auf dem reinen, preisgünstigen Chip aufbauen und „nur“ die Entwicklungswerkzeuge von Nordic nutzen – aber erst im nächsten Projekt: aktuell bin ich dankbar für die einfache Welt von simblee und Arduino.

Heute habe ich an zwei Bereichen weitergearbeitet:

  • Für den Mac eine Software (in Swift) geschrieben, die alle Bluetooth Geräte in der Umgebung findet, vor allem natürlich die Amulette. Wenn seit dem letzten Advertising mehr als 20 Sekunden vergangen sind, werden sie nicht mehr angezeigt, sonst sauber aufgelistet. Diese Software wird am Ende die Geräte beim Ein- und Ausgang auslesen, die Begegnungen sammeln und visualisieren.
  • Das Amulett mit dieser zentralen Software verknüpft: Um Strom zu sparen begibt es sich für 10 Sekunden in einen Tiefschlaf, dann weckt es sich selbst, sendet 0.3 Sekunden recht intensiv, insgesamt 10 Impulse – und geht wieder schlafen. In diesem Signal (dem sogenannten Advertising) ist auch gleich die Information verpackt, wieviele Begegnungen es seit dem letzten Auslesen gespeichert hat und der Zentrale übermitteln möchte. Gut gefällt mir: Da diese Information bereits beim Advertising mitgegeben wird, erspare ich mir viel Kommunikation. Denn nur wenn wirklich Daten vorhanden sind, muss sich der Mac mit dem Amulett verknüpfen um es auszulesen. Diese Funktion kommt nun als nächstes an die Reihe.

Hardware

Die Hardware ist gekommen: Soweit ich verstanden habe ist simblee (RFD77101) der Nachfolger vom RFduino, von der gleichen Firma gemacht und aktueller: Ich versuche es mit dem. Das Programmieren hat fast auf Anhieb geklappt, ich nutze dafür Arduino und ein USB-Shield, das ursprünglich für den RFduino gedacht war. Ich wollte zuerst meinen eigenen Programmer nutzen (USBTinyISP), aber der hat 5V und der RFD77101 läuft mit 3V.

Für einen ersten Versuch habe ich eine RGB-LED angeschlossen: Der RFD77101 kann nur 5mA Strom und auch nur an 3 Pins ausgeben, das reicht aber knapp. Da mir noch  die passenden Wiederstände fehlen, ist alles noch etwas zu blau, aber immerhin im erlaubten Spannungsbereich. Am Ende möchte ich alle Farben „mischen“ können: ein Prozessor kann zwar kein analoges Signale ausgeben, aber durch einen Trick (PWM, man schaltet den Strom schnell an und aus) und weil LEDs etwas träge sind, kann man variablen Strom, oder in diesem Fall mehr oder weniger von jeder Farbe, doch erzeugen.

Hier der Zwischenstand: zuunterst das Breadboard, mit LED, Wiederständen und Verkabelung, darauf der eigentliche Prozessor und obendrauf das Interface zum Computer. Am Ende wird dann alles schrumpfen und nur der eigentliche Prozessor, die LED, eine Knopfzellenbatterie und etwas Kleinzeug auf einer massgeschneiderten Platine übrig bleiben.

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Mikrocontroller

Meine letzten beiden Projekte habe ich abgeschlossen:

  • Messung der Geschwindigkeit einer Billardkugel
    Zuerst kallibrieren sich eine Zentrale mit Display und drei Aussenstellen, verbunden mit nRF24. Dabei werden die Distanzen der Aussenstellen zueinander ausgemessen und die internen Uhren geeicht. Anschliessend hören sie den Stoss, und bestimmen daraus Position und Geschwindigkeit der Kugeln.
  • Virtuelles Schaufenster
    Wenn man in die Nähe dieses Bluetooth-Gerätes kommt, notifiziert es die zugehörige iOS-App. Diese erkennt die vier LEDs des Gerätes und projiziert eine Augmented Reality in das Kamerabild.

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Beide Projekte nutzen einen ATmega32-Mikroprozessor, mit Arduino-Bootloader, extern getaktet und mit 3V versorgt.

Ein drittes Projekt, Amulett, habe ich gestoppt. Das Ziel des Projektes war – wie der Name schon sagt – ein Amulett, das man sich um den Hals hängen kann. Es versorgt mit einer kleinen Batterie oder Solarzelle den Prozessor und das Bluetooth-Modul im Innern. Alles soll sehr leicht und sparsam sein. Das Amulett kann – mit eingebauten LEDs – in mehreren Farben leuchten und lässt sich über eine App konfigurieren; man kann etwa einstellen, welche „Interessen“ man hat. Ist man in der Nähe eines anderen Amulettes, das von einer Person getragen wird oder an einer speziellen Stelle positioniert ist, leuchten beide Amulette eine kurzen Zeit in der gleichen Farbe. Alle solche Begegnungen können über die App ausgelesen und an einer zentralen Stelle gesammelt und ausgewertet werden. Als Hardware habe ich Simblee versucht. Die Software darauf war fast fertig, aber der (Test-)aufwand für verschiedenen, gleichzeitig aktive Geräten war zu viel für mich.

Es war schön

Heute war der letzte Wandertag, morgen geht es zurück, erst nach Nara, dann in die Schweiz. Ich bin 980 Kilometer gelaufen, an 41 Tagen, habe zudem an 8 pausiert (Schmerzen, Wetter, Hundebiss, Schlafen!). Die durchschnittliche Strecke war mit 24 Kilometer etwa gleich lange wie 2012, da waren es Total 1505 Kilometer, pro Wandertag 23.

Und, wie war es? Ich kennen jetzt Japan ein bisschen besser, und auch mich. Einige Etappen – vor allem am Anfang und bei Regen und am Ende in der Hitze – waren anstrengend. Am Ende war auch etwas Routine dabei, auch Ok.

Letztes Mal war es nicht ganz einfach zurückzukommen: die Zeit draussen, im Wetter, an der Sonne hat mir nach der letzten Wanderung sehr gefehlt. Auch die aufmerksamen, ruhigen Japaner vermisst bestimmt jeder, der sie kennengelernt hat, vielleicht schon in Kloten, am Gepäckband. Am häufigsten zurückdenken werde ich aber bestimmt an die vielen kleinen Dinge: Am Morgen, die ersten Meter laufen, die Blumentöpfe vor den Häusern, die Reisefelder, die Freude, wenn ein Getränkeautomat am Wegrand steht, und auch das Lieblingsgetränk hat. Nach der Wanderung ein heisses Bad. Dann dass gute Essen, die gesellige Stimmung in einem Isakaya.

Danke an meine liebe Frau und brave Familie; danke an die Leserschaft.

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Mittelland

Ich laufe bei schönem Wetter durch das japanische „Mittelland“. Auf breiten Strassen, mit Trot­toir. Jeden Tag zwischen 25 und 35 Kilometer. Ist angenehm, einfach, braucht wenig Navigation. Der Shinkansen geht hier durch, alles ist bebaut, ein Haus neben dem anderen.

Das Gebäude auf dem zweiten Bild, das aussieht wie die Trutzburg eines Superschurken, ist übrigens ein Hotel für Paare, es heisst „Belle Grave“. Auf Französisch bedeutet das bestimmt etwas schönes & tiefsinniges, mir fiel nur „Schönes Grab“ ein.

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Nachbarschaft

Gleich neben meinem Hotel heute befinden sich Solarparks, ein Stahlwerk, Fabriken diverser Autozulieferer – und ein Werk von Toyota: Hier werden Lexus hergestellt, jede Minute einer. Das ganze Areal hat eine Fläche von 2 Quadratkilometern, die Fabrikhallen bedecken etwa die Hälfte davon. 1 Quadratkilometer!

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Kurz

Das war heute ein kurzer Spaziergang (15 Kilometer) durch ein schönes Gebiet, berühmt für Perlen und Taucherinnen. Und anschliessend etwa eine Stunde mit der Fähre. Schöne Bilder konnte ich leider nicht machen, es hat geregnet.

Das dritte Bild zeigt die Aussicht aus dem Hotelfenster. Was auf den ersten Blick vielleicht politisch aussieht, ist nur ein Gruss an die werten Besucher; das Dorf hier heisst Irago.

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Drei Sterne

Ich bin heute in Ise. Es hat hier viele Touristen, fast nur Japaner. Überraschenderweise wird dieser Ort von vielen Reiseführern nur beiläufig erwähnt, ich habe dazu eine Theorie. Der Leser urteile selbst:

Ise schreibt sich 伊勢, und bedeutet „diese/seine Kraft“. Die Stadt heisst erst seit 60 Jahren auch so, früher war es der Name des ganzen Gebietes. Bereits seit über 1500 Jahren gibt es Wallfahrten hierher, es ist der heiligsten Ort des Shintoismus, von Japan. Ise hat über hundert Schreine, sie sind um zwei Hauptschreine und deren herrlichen Parks gruppiert: um den Inneren Schrein (内宮 Naikū, hier ist die Sonnengöttin zuhause, die Begründerin der japanischen Kaiserfamilie) und den sechs Kilometer davon entfernten Äusseren Schrein (外宮 Gekū, hier lebt die Reisgöttin). Beide Parks sind sehr ähnlich aufgebaut: Man betritt sie über eine Brücke, nach der rituellen Handwaschung gelangt man in einen weitläufigen Wald, mit gewaltigen, alten Bäumen, hier befinden sich auch die Schreine. Vor beiden Parks hat es Restaurants, berühmten für ihre Nudeln.

Neben einigen Schreinen, etwa den beiden grossen, steht ein leerer Platz: Der Schrein wird eben da alle 20 Jahre neu gebaut, dann wird der „alte“ entfernt. Dies bereits seit 1300 Jahren, nur unterbrochen durch den 130-jährigen Bürgerkrieg, aktuell steht der 62. Neubau. Das Holz für die neuen Schreine kommt aus ganz Japan und wird zeremoniell nach Ise gebracht.

Die beiden Hauptschreine von Ise sind irrwitzig heilig: ich denke, es sind der einzigen Orte in Japan, an denen man nicht fotografieren darf. In einem dieser Schreine wird vielleicht eine der kaiserlichen Insignien aufbewahrt, ein achteckiger Spiegel. Sicher ist man nicht, nur der Kaiser darf den Spiegel sehen…

In den beiden Parks ist es trotz der vielen Besucher ruhig; alle Japaner verbeugen sich beim Passieren der grossen Torii (die hier nicht rot sind); viele sind schwarz, oder sehr feierlich angezogen. Zwei Touristen habe ich heute gesehen, mit Flipflops und grossen, farbigen Strohhüten; sie haben etwas verunsichert und verloren ausgesehen…

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Fleisch

Für heute hat der Wetterbericht viel Regen angesagt. Ich war etwas in Sorge: 25 Kilometer laufen braucht dann doch Kraft und Geduld. Und tatsächlich hat es heute Morgen sehr stark geregnet. Aber bekanntlich kommt erstes alles anders, und zweitens als man denkt: Es gab im Hotel einen Stromausfall, ich konnte daher nicht auschecken, und als es dann gegen elf Uhr doch ging, war der Regen fast vorbei: es hat wohl den ganzen Tag geregnet, aber wenig.

Der Regenschutz, den ich dabei habe, ist ein Wunder: dicht, ganz weich, 350 Gramm leicht, man schwitzt darin kaum. Ich glaube er ist aus Feenhaaren gemacht. Preislich kann man ihn mit Silber aufwiegen.

Das stimmt auch für das berühmte Rindfleisch vom heutigen Etappenort Matsusaka. Es gilt zusammen mit dem aus Kobe und Yonezawa als das beste japanische Fleisch. Die drei zusammen nennt man denn auch 三大和牛, Sandai Wagyū: die drei grossen, japanischen Rinder. Übrigens, wenn der werte Leser nächstes Mal auf einer Speisekarte „Wagyū Beef“ liest, bitte gerne wissend & lächelnd anmerken, dass dies doppelt gemoppelt ist: gyū heisst bereits Beef.

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