Japan 2023

Vielen Dank

Die Reise nähert sich dem Ende: gestern bin ich mit 26km die letzte längere Strecke gelaufen. Diesen Herbst waren es somit etwa 230km, dieses Jahr 530km und insgesamt 3100km.

Japan, vielen Dank!

PS: ich laufe natürlich auch weiter, jeden Tag und quer durch Tokio. Es gibt hier so viel zu entdecken! Heute etwa ein kleines verstecktes Ramenrestaurant, names Don Carlos – lecker! und mit einem sehr freundlichen, Spanisch sprechenden Besitzer.

Nachtrag: Bin doch noch ein bisschen gelaufen, die erste Strecke der nächsten Wanderung.


Lecker

Ich versuche jeden Tag in einem anderen Restaurant etwas Neues zu essen; selten elegant, meist einfach und beim Bahnhof. Die Auswahl ist gewaltig, ich habe mal alle Restaurants und Cafes auf den 250 Meter von meinem Hotel bis zum Eingang des Bahnhofs fotografiert:

PS: Das Restaurant auf dem letzten Bild, liegt nicht auf dem Weg zum Bahnhof, es soll für die hundert anderen stehen, die es hier in der Umgebung gibt.


Pause

Die letzen beiden Tage bin ich nicht gelaufen: Es hat geregnet, und ich habe das Hotel gewechselt, und es gab einen Synthesizer-Event in Ebisu, einem der vielen lebhaften Quartieren Tokios, tief im Keller eines unscheinbaren Gebäudes:

PS: Das Gute am Regen in Japan ist: Er hört wieder auf.


Schilder Elysium

Gestern und heute bin ich 50 Kilometer einen sehr schönen Weg gelaufen: einem kleinen Fluss entlang, für Fussgänger und Radfahrer hergerichtet, am westlichen Rand des Grossraumes Tokio. Alles urban, links und rechts überall Häuser. Und Schilder, viele Schilder. Wer Schilder gerne hat – und ich zähle mich auch dazu – ist hier selig.

Ich habe mir erlaubt, eine Stelle akkurat zu dokumentieren: die direkte Umgebung eines kleinen Sitzplatzes an ebendiesem Weg:

1: Der Sitzplatz

2: Hochoffizielle Beschreibung des Wasserweges, mit wichtigen Hinweisen zur Instandhaltung und Sicherheit.

3: Vorsicht! Starker Regen kann schnell zu einem gefährlichen Hochwasser führen.

4: Wirf keinen Müll in den Fluss, der Fluss weint sonst.

5: Keinen Müll in den Fluss werfen, bitte.

6: Siehe 5, mit dem Zusatz, illegale Müllentsorgung zu überwachen.

7: Müll wegwerfen verboten.

8: Mein Lieblingsschild: Eine Liste welche Tiere an ganz sauberen (oben) bis ganz schmutzigen (unten) Orten leben, mit der Anmerkung, dass jeder einen sauberen Fluss möchte.

9: Ein herzige Aufforderung an Eltern ihre Kinder zu beaufsichtigen, mit einer ähnlichen Warnung wie 3.

10: Gefahr! Fussgänger haben Vorrang.

11: Hundebesitzer sollen die Hundehäufchen entfernen und darauf achten, dass andere nicht verletzt werden.

Die Schilder funktionieren, ganz offensichtlich, ich habe auf den ganzen 50km keinen Unfall oder Häufchen und kaum Müll gesehen.

PS: Man entschuldige bitte meine Übersetzungsversuche, sie kommen der Tiefe der Originale nicht mal nahe.


Bummelzug

Gestern habe ich es noch einmal versucht, etwas über 20 Kilometer, aber es war doch sehr schmerzhaft: der linke Fuss, wohl irgendeine Sehne: ich muss leider eine Pause einlegen.

Also bin ich heute mit einem Bummelzug ganz in den Süden der Halbinsel Izu bis nach Shimoda gefahren. An dem Hafen haben vor 170 Jahren die Schwarzen Schiffe von Perry angelegt. Nicht das erste Mal in Japan – das war zuvor bei Tokio -, aber Shimoda war einer der beiden Häfen, die dort vertraglich für Amerikaner geöffnet wurden. Wohl auch, weil es zwar auf der Karte ganz nahe, aber auf dem Landweg weit abseits liegt.

PS: Die Deckel der Abwasserschächte sind in Japan sehr interessant: Manche sind gar farbig und oft erzählen sie etwas über die Stadt, so wie in Shimoda über die Dampfschiffe von Perry.


Umwege

Die letzten Tage bin ich immer der Küste entlang gelaufen. Gerade wenn diese steil ist, und die Strassen nicht für Fussgänger gedacht sind, suche ich mir den Weg etwas abseits. Heute war dieser (der frühere Tōkaidō!) an einer Stelle wegen eines Erdrutsches gesperrt. Und so musste ich den Umweg vom Umweg nehmen: ein Pfad, der nicht zuletzt deswegen die Nerven etwas gekitzelt hat, weil da wiederholt vor Bären gewarnt wurde.

PS: 2023 gab es in Japan bereits 109 Verletze von Bären – 20% davon hatten eine „Bärenglocke“ dabei – und leider auch 2 Tote.


Am Meer

Ich laufe gerade an der Küste und sehe viel Neubauten zum Schutz gegen Tsunamis, wohl gleich nach dem Grossen von 2011 gebaut: Schutzmauern mit hydraulischen Toren, Wellenbrecher, Deiche, Türme zum Evakuieren, viele Schilder.

Gleich hinter den Deichen finden sich dann oft kleine Pärke, immer schön sauber gehalten, auf dem letzten Bild von 9 Personen, oder?

PS: Auf dem ersten Bild sieht man eine sehr schöne Fussgängerbrücke aus Holz – die längste solche der Welt, um so mehr für Leute mit Höhenangst: sie hat kaum ein Geländer.


Schön!

Den wunderschönen Fuji-san sieht man hier fast von überall; vom Hotelzimmer aus immerhin ein Teil davon. PS: Der etwas kleinere Krater etwa auf halber Höhe ist erst 316 Jahre alt.


Zugabe

Ich darf dieses Jahr noch einmal drei Wochen in Japan verbringend. Und so bin ich gleich am ersten Tag da weiter gelaufen, wo die Wanderung vor sieben Jahren geendet hat.

Teilweise laufe ich auf dem Tōkaidō, der früher wichtigsten Strasse Japans: An einigen Stellen ist es heute die normale Strasse, oft aber eine, die schon lange durch eine schnellere abgelöst wurde und manchmal ist auch schon diese Zweite nicht mehr intensiv im Gebrauch und eine Dritte wird genutzt. Heute war ein kurzes Teilstück als Erinnerung an die alten Zeiten mit Pflastersteinen ausgebaut. Sehr schön, aber anstrengend zu laufen und zum Glück nur vielleicht ein Kilometer lang.

Am Tōkaidō finden man an jeder Ecke und auch dazwischen ein Schrein, Tempel, Gedenkstein, Geisterhaus – oder mehrere davon. Es ist beeindruckend, wie diese Strasse, die einige hunderte Jahren die Schlagader Japans war, geradezu vor Geschichten dampft.

Dazu kamen heute noch vielen Teefelder links und rechts der Route, für die dieses Gebiet hier berühmt ist. PS: Die vielen Propeller, die man auf dem Bild sieht, blasen in den kalten Nächten die warme Luft von oben auf die Pflanzen und verhindern Frost.


Route

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Musik

Leider geht meine Zeit in Japan langsam dem Ende entgegen. Zum Schluss noch zwei Episoden, von vielen mehr:

  • Bin in einem kleinen Supermarkt, am Zahlen von Einkäufen für nicht ganz 1000 Yen. Möchte zuerst mit Münzen zahlen, aber die reichen nicht und nehme dann eine 1000 Yen Note hervor. Die Verkäuferin schaut mich etwas fragend (mitleidig?) an, nimmt sich dann flink & mit spitzen Fingern ein paar Münzen aus meinem Portemonnaie heraus. Und gibt lächelnd genau 50 Yen als Rückgeld
  • Im Auto, auf einer Schnellstrasse etwas abseits: Auf einmal spielt das Auto eine Melodie. Nicht etwa das Radio, sondern die Reifen. Nun wurde doch tatsächlich der Strassenbelag so präpariert, dass beim Darüberfahren der Ton immer wieder etwas ändert, und so über vielleicht 15 Sekunden eine schöne Melodie ertönt.

Übrigens, in den letzten Tagen habe ich mich wieder mehr meinen anderen Hobbys gewidmet, z. B. Synthesizern, solche Liedchen „komponiert“ und eingespielt:


Akabane

Ich bin hier in einem kleinen Zimmerchen (14 m²) in einem kleinen Hotel (letztes Bild). Es liegt sehr gut, auf der unteren Karte (erstes Bild) ganz unten links. Das Quartier Akabane ist im aristotelischen Sinne perfekt: nicht zu gross, nicht zu klein; nicht zu elegant, aber auch nicht zu vergammelt. Die folgenden Bilder sind von hier:

Gestern Nacht gab es in der Nähe, in Chiba, ein Erdbeben. Um 4 Uhr morgens hat das Handy mich sehr laut alarmiert. Ich war etwas unsicher, wie ich reagieren soll: Gehe ich aus dem Hotel raus, oder bleibe im Zimmer? Während ich noch am Wachwerden und Nachdenken bin, vielleicht 30 Sekunden später, ruckelt und rüttelt es schon. Dann natürlich die Frage: War das ein Vorbeben? In diesem Fall war es glücklicherweise fertig und vielleicht 5 oder 10 Minuten später, konnte ich mich im Internet und Fernsehen dazu auch genauer informieren.


Besucher

Gestern – wohlweislich nach der Golden Week – hat Japan die letzten coronabedingten Einreisebestimmung abgebaut und sich wider ganz dem Tourismus geöffnet. 2019 waren es rund 32 Mio. Besucher, davon 30% Chinesen, nochmal 50% andere Asiaten (vor allem Koreaner und Taiwaner). Europäer waren davon 6%.

Letzte Woche in Hakata habe ich doch einige asiatische Touristen gesehen, hier im Norden von Tōkyō sehe ich kaum welche. Aber es gibt natürlich Orte, alles was auf einer chinesischen „Bucketliste“ steht, die völlig überfüllt sind, fast schon eine Sonderzone bilden und mit Japan nicht mehr viel zu haben. Allerdings muss ich gestehen, dass ich viele dieser Orte nicht gut kenne, zu meiner Schande war ich etwa nie beim Fushimi Inari Schrein, der bekannt ist für die vielen roten Torii. Und bin auch schon mal an einem bekannten (und wahrscheinlich wunderschönen) Tempel stur vorbeigelaufen. Weil ich nach 20 km in der brütenden Sonne einfach zu müde war, um den Umweg von ein paar hundert Meter auf mich zu nehmen, um „noch einen Tempel“ zu sehen. Oje!

So kann ich auch kaum Ratschläge dazu geben, was man in Japan als Tourist „machen“ sollte. Einige Orte, die in den Reiseführern steht, finde ich eigentlich nicht so speziell, andere – etwa ein wunderschöner Schrein in Mhmnaja – besuchen nur wenige (nicht-japanische) Touristen, was ich nicht ganz verstehe.

Was ich auf jeden Fall in Japan machen würde:

  • In ein grosses, elegantes Warenhaus gehen, und dort z. B. die Kimono- oder Geschirr-Abteilung besuchen – oder zu den „Hausaltären“ gehen, dazu gibt es manchmal tatsächlich eine eigene Abteilung!
  • Ein grosses Lebensmittelgeschäft besuchen, und da z. B. zu den Fischen oder Früchten.
  • In ein grosses Elektronik-Kaufhaus gehen und die Massagesessel ausprobieren. Und sich die neusten japanischen Waschmaschinen oder Klimaanlagen oder Haushaltsspielereien ansehen.
  • Essen und Einkaufen in Namba (einem Stadtteil im Süden von Osaka), nicht klassisch schön, eher eine Naturgewalt. Die Massen von chinesischen Touristen hier sind für sich schon eine Touristenattraktion.
  • Wer gerne Bier trinkt, soll unbedingt nach Japan gehen: Da gibt es Isakayas (japanische Kneipen), Bierfestivals, oder feuchtfröhliche Schiff- und Bootfahrten.
  • Gut Essen in grossen Bahnhöfen oder Kaufhäusern, da hat es oft viele Restaurants, vielleicht 10 oder gar 20, gruppiert auf einem oder zwei Stockwerken, im Untergeschoss oder ganz oben: sehr günstige, laute und gesellige, und auch elegante. Das ist für europäische Besucher vielleicht ungewöhnlich, aber da sollte man hin, da isst man gut. Als ich das erste Mal in Japan war, bin ich etwas verunsichert gewesen, da ich keine Restaurants gefunden habe. Ich habe nach dem klassischen Muster gesucht, wie man es eben aus Europa kennt, und so diese Essen-Tempel – und die Isakayas – nicht erkannt.
  • Unter Kirschblüten picknicken, dafür gibt es viele schöne Orte, und mit etwas Glück findet man auch einen Platz. Man beachte, dass Kirschbäume in Japan Ende März blühen, nicht in „unseren“ Frühlingsferien.
  • Ein Sentō, ein öffentliches Bad, besuchen. Vorher die Anleitung gut lesen.
  • Kanazawa mit seinem schönen Park besuchen: ein klassischer Touristenort, zu Recht. Und Nara: Da kommt meine liebe Frau her, hat viele Touristen, aber auch viele schöne Orte.

Vielleicht ein Wort zu Städten: Einmal wurde ich in Tokio von französischen Touristen gefragt, wo denn die „Altstadt“ sei. Ich kann mir schon denken, was sie gesucht und erhofft haben, aber ob sie das in Tōkyō finden? Ich glaube, man darf sagen, dass japanische Städte und Häuser nicht unbedingt „schön“ sind, und dass das „den Japaner“ auch nicht sehr kümmert: Alles ist quer durcheinander, überall Stromleitungen; Häuser sind „Gebrauchsgegenstände“, die weniger renoviert werden, sondern genutzt und alle paar duzend Jahre durch neue ersetzt. Natürlich gibt es Ausnahmen, viele. Und Innen, da ist es schön, in Häusern, Parks, Tempel und Schreinen, Kaufhäusern, Museen, Ryokans etc. Ich kenne Ryokans, da ist selbst das Toilettenzimmer ein handwerkliches Meisterwerk, bei dem jede Fuge, jedes Detail stimmt. 


Fluss

Gestern und heute bin ich eine schöne Strecke gelaufen, dem Ufer des Arakawa entlang. Da befinden sich in Tōkyō ein breiter Radweg und über duzende Kilometer aneinandergereihte Fussball- und Baseballfelder und auch kleine Golfplätze. Obwohl bis am Ende der beiden Wandertage noch immer im Siedlungsgebiet, sorgt meist ein Damm dafür, dass man kaum etwas von der Grossstadthektik mitbekommt.

An beiden Tagen bin ich früh und gut gestartet – und mit Flausen im Kopf, abwechseln „heute laufe ich zwei Tagesetappen“ und „dieses Mal stelle ich einen Geschwindigkeitsrekord auf“. Spätestens bei Kilometer 15 waren die Flausen passé, ab Kilometer 20 und bis zum Ziel (bei Kilometer 26 und 27) übernahmen dann General „Schmerz“ und „Demut“ das Kommando.

Bei den letzen, grossen Wanderungen war das ähnlich: erst nach etwa einem Monat „Einlaufen“ war ich im „Fluss“, dann waren 25 Kilometer einfach und erst 30, 35 Kilometer anstrengend. Der Spitzenwert war 50 Kilometer.


Ortswechsel

Bin jetzt in Tōkyō, in Akabane, ganz im Norden, fast in Saitama. Ich hoffe, das ist ein guter Ausgangspunkt um den Fluss Arakawa hoch und runter zu erlaufen (2020 habe ich das mit dem Fluss Tamagawa gemacht) – und die japanische Küche zu geniessen!

Hier noch die letzten Bilder aus dem schönen Kyūshū:


Zimmerchen

Ein typisches, feines Hotelzimmer in Japan:


Augen auf

Der Weg gestern war sehr schön: erst durch Reisfelder, dann auf einem einsamen Radweg dem Fluss entlang. Auch heute Nachmittag war gut.

Aber die ersten drei Stunden am Morgen war zum Davonlaufen. Eigentlich habe ich mich auf dieses Gebiet gefreut: Es hat viele kleine Reisfelder und Häuser dazwischen, spannend! Und wohl auch schöne Wege, aber – wie man auf dem ersten Bild unten vielleicht erkennt – nicht zusammenhängend. Also Plan B, der Hauptstrasse entlang, hat manchmal auch seinen Reiz. Dieses Mal aber stark befahren und oft eng. So zu laufen ist anstrengend; bei jedem schweren Lastwagen und seiner Druckwelle sendet der Körper Warnsignale. Da gibt’s nur eines: Augen auf und durch!


Den Rücken gerade

Das erste Bild ist perfekt, bestimmt nicht aus fotografischer Sicht; aber der werte Leser wird viele Details darauf erkennen, die mich erfreuen:

  • Das Wetter: trocken, aber doch nicht zu sonnig.
  • Ein Getränkeautomat, mit Mülleimer, sehr wichtig: ich habe auch schon eine leere, klebrige Flasche eine Stunde herumgetragen, auf der Suche nach einem solchen.
  • Eine Bank, leer, schätzt man erst, wenn man keine findet.
  • Ein Trottoire, eine kaum befahrene Strasse und zu allem Überfluss ein schöner Spazierweg dem Fluss entlang. Der Weg hat übrigens eine kleine Webseite. Darauf findet sich auch eine Auflistung, wie man richtig wandert („den Rücken gerade“, „das Kinn leicht nach hinten gezogen“) und welche Ausrüstungsgegenstände man dabei haben soll („leuchtendes Handgelenkband“, „Tee“). Mmh … also … einen Hut hab’ ich!

Auf den letzten beiden Bildern sieht man ein Studentenwohnheim und Stundenhotels.


Golden Week

Der Plan für heute war: Ruhetag! die Seele baumeln lassen, etwas spazieren in der Stadt, Fotos machen und entwickeln.

Die Realität: Aufwachen, beginnt heute nicht Golden Week? (Vier clever platzierte Feiertage Anfang Mai, die ganz Japan eine Ferienwoche bescheren.) Wie kann ich die nur vergessen? Hastig Hotels für die ganze Woche buchen, kaum noch eines ist frei, auch nicht da, wo ich will, aber immerhin etwas gefunden. Es regnet, okay, ich gehe in ein Einkaufszentrum. Voll! Shopping-Terror wohin man sieht! Golden Week und Regen und Wochenende sind wohl genau die Kombination, die jeden Ladeninhaber freut. Schnell wieder raus. Und nun? Im Hotel hatte es ein kleines öffentliches Bad, und dann die Fotos von gestern entwickeln:


Wandel

Verglichen mit meiner ersten Wanderung in Japan, vor 11 Jahren, ist vieles gleich geblieben, zum Beispiel habe ich wieder zu Beginn den Sonnenschutz vergessen!

Auch Japan scheint sich nicht schnell zu wandeln, wobei: viele neue Dinge kommen hinzu – Japaner lieben Neues! – aber selten verschwindet etwas ganz – Japaner lieben Altes! – wie bei den vielen Schichten, die japanischer Lackware Tiefe geben.

Bezahlen ist viel einfacher geworden, jeder hier hat eine Zahlkarte von der japanischen Bahn im Handy, mit der kann man Zug fahren, ohne sich viel Gedanken über das Ticket machen zu müssen. Und auch sonst alles zahlen, etwa im Supermarkt oder Restaurant. Auch Kreditkarten, früher gar nicht so präsent, sind jetzt überall akzeptiert, wenn nur nicht diese blöde Meldung („Wollen Sie in Yen oder Franken zahlen“) kommen würde, die den Verkäufer machmal aus dem Konzept bringt.

Englisch ist jetzt verbreiteter, und wenn es jemand nicht kann, gibt es ja diese App, in die man reinsprechen kann und die alles auf Japanisch wieder ausspuckt, oder mit der man Speisekarten fotografieren und so übersetzen kann.

Vieles wurde automatisiert: Eine Restaurantkette, die ich gerne besuche („Sukiya“), hat an jedem Tisch Tablets, mit denen man bestellen kann. Zum Zahlen gibt es einen Automaten. Das Einzige, was der „Kellner“ noch macht, ist nach der Kundenkarte zu fragen – und das Essen bringen, und das geht wirklich schnell: bei meinen letzten zwei Bestellungen waren es einmal 71 und einmal 51 Sekunden, vom Drücken auf „Bestellen“ bis das Essen bei mir auf dem Tisch stand. PS: Ein Teller Curry mit einer Suppe kostet etwa 6 Franken.

Masken trägt jede Japanerin und jeder Japaner; wenn man jemanden ohne eine sieht, ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass es kein Japaner ist. Touristen hat es in den Städten wieder viele, vor allem asiatische (konsequent alle ohne Maske) sieht und hört man hier in Kyushu oft.

Die Verstädterung scheint in den letzten Jahren weiter vorangeschritten zu sein, schon vor 10 Jahren habe ich auf dem Land nur sehr wenige Kinder gesehen. Jetzt scheint es auch die Kleinstädte zu treffen, in einer habe ich eine ganze Einkaufspassage gesehen, die aufgegeben und verlassen war, in einer anderen eine grosse „Mall“. Dafür brodeln und brutzeln die grossen Städte geradezu vor Leben, etwas in Fukuoka, wo ich gerade bin.


Irgendwo

Am Weg, etwas abseits, habe ich dieses verlassene Hotel gesehen:


Spannend

Vor und während den Wanderungen esse ich selten. Dafür am Abend umso mehr: in einfachen Restaurants oder ich kaufe etwas im Supermarkt und esse es dann im Hotelzimmer. Selbst nach 20 Jahren kenne ich viele Lebensmittel in Japan noch nicht, versuche fast jeden Tag etwas Neues: Konserven und Getränke mit vielversprechender Aufschrift, ungewöhnliche Snacks – oder Dinge, die ich schon immer vermisst habe, wie auf dem letzten Bild: Baguette mit Fischeiern!


Durch Japan wandern

„Durch Japan wandern“ ist mein Hobby! 3 Monate am Stück, oder 3 Tage. Dieses Jahr sind 3 Wochen geplant. Eine genaue Route habe ich nicht: gestartet bin ich am Nordzipfel der südlichsten Hauptinsel von Japan, Kyūshū.

Wobei: „Wandern“ stimmt irgendwie nicht, „quer durch Japan gehen“ wäre wohl passender, jeden Tag 20 bis 30 Kilometer, nicht nur an schönen Orten, eher zufällig. Gestern etwa erst aus einer Stadt hinaus, dann der Küste entlang, einen Fussgängertunnel unter dem Meer durch, an einem Industriequartier vorbei, am Ende in eine grosse Stadt hinein zum Hotel. Habe auf dem Weg einen Fischmarkt gesehen und Fischer, einen grossen Flohmarkt, dort auch gegessen, und vieles mehr. Heute bin ich 7 Stunden durch Siedlungspudding gelaufen: an Büros, Behörden, Wohnungen, Häuschen, Läden, Werkstätten, Schulen vorbei, auch an Tempel und Schreinen und tausend anderen spannenden Gebäuden. Am Ende dann einem Flüsschen entlang.

Wege an Flussufern, oft sind sie auf Dämmen oder als Spazierweg gestaltet, gefallen mir am besten: Sie sind flach und asphaltiert. Auch gut sind Wegen durch Reisfeldern (auch flach, manchmal aber Schotterstrassen). Am unangenehmsten sind enge Pass- und Küstenstrassen ohne Fußgängerweg – und Tunnels. Wanderwege sind ok, meistens aber anstrengend und auf die Dauer auch etwas eintönig.

Japan ist für mich der ideale Ort für diese Art Wanderung: Es ist sicher, und doch spannend, eine gar nicht so selbstverständliche Kombination: Vieles ist für mich hier neu, jedes Schild ein Fest der Semiotik, jedes Haus voller Geheimnisse, jede Malzeit ein kleines Abenteuer. Ich kann mich nicht sattsehen und -denken an all dem für mich Unbekannten: Allein der naive Versuch, die japanischen Schriftzeichen zu lesen, die mir auf dem Weg begegnen!

Ich habe immer eine Fotokamera dabei, ich laufe dann anders: zwar mache ich nur wenige Bilder am Tag, vielleicht zehn, von denen dann zwei, drei übrig bleiben – und doch bin ich mit einer Kamera aufmerksam auf der Suche nach einem Motiv und nehme mehr wahr. Gut merke ich den Unterschied, wenn die Batterie der Kamera (und mir) leer ist, dann steht das Laufen im Mittelpunkt.


Route Kyūshū

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